Stilbeschreibung
"Fritz Novotny ist einer der wenigen echten Avantgarde-Musiker Österreichs. Als musikalischer Nomade zieht er quer durch die Zeiten, kreuzt Kulturen und erobert neue musikalische Landschaften. Seine Musik und die der Reform Art Unit, die ein internationales Ensemble hochrangiger Musiker ist, wird in freier Improvisation entwickelt. Sie basiert auf Jazz und meditativen musikalischen Formen, hat aber auch ihre Wurzeln bei Schönberg, Webern, Berg und Hauer."
Elga Martinez-Weinberger (1995): Circa 55 Schritte durch Europa. Die Kunstwand in der U3-Station Westbahnhof. Wien, zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 791.
"Musik, die Traditionen weder negiert noch emphatisch betont, sie stattdessen einfach zuläßt, sie - nicht selten in spielerischer Weise - behutsam zusammenführt, im Miteinander der sie verkörpernden Musiker zwanglos nebeneinander stellt und dort stehen läßt, ohnen ihnen - im Gegensatz zu "weltmusikalischen" Ansätzen - in nivellierender Verschmelzung ihre Identität zu nehmen. Mitnichten ähnelt dieses Konzept postmodernen Ideen der Plünderung eines universell bestückten Selbstbedienungsladens. Die Musiker selbst konstituieren gleichsam als personifizierte "roots" das klingende Produkt, sie "sind" - im besten Sinne - diese Musik."
Andreas Felber (1994), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 791.
"Die Intention meiner musikalischen Tätigkeit ist die spontane Komposition als Anwendungstechnik und Philosophie zur Verstärkung des persönlichen Ausdruckspotentials.
RAU: Ausgehend vom Klang. Asketische und ekstatische Momente wechseln mit Stille, tonales und atonales Material mit der Klarheit der abendländischen Kunstmusik. Einfachheit folkloristischer Fragmente oft in der Wiege von Jazz oder Rockartigem. Schnelle Figuren des Bebop bis zum metallischen Klang. Die Wurzeln der einzelnen Mitgestalter (Komponisten) werden manchmal im pulsierenden Spiel des Free Jazz oder aber in der oft langsamen Atmung europäischer Denkweisen aufgelöst. Das Wissen und Ahnen der Musik aller Zeiten und Völker. Das sekundenschnelle Entwickeln eines musikalischen (architektonischen) Gerüstes, die Emanzipation des Geräusches, empfindsam mit Tönen verbunden, Freiraum und Konstruktion. Sehr genau oder kürzelartig, aber immer mit dem Sein identisch. Meine Werke sind über die Stammbesetzung (in den 32 Jahren immer wieder geringfügig verändert) der Reform Art Unit interpretierbar. Zwei Drittel der jeweiligen Musiker kamen und kommen von der klassischen Musik, davon sieben vom Zwölftonspiel. Durch unsere besondere Werksmethode wurde und wird das eine Drittel der Jazz- oder ethnischen Musiker zum Umdenken, sprich Fühlen, motiviert. Somit ist es möglich, auch bei abgesprochenen und notierten Stücken Leichtigkeit, Transparenz ohne Verringerung der zeitweiligen Intensität mit oft sehr hohem musikalischem Anspruch zu verwirklichen. Atonales wechselt mit Funktionsharmonik oft in Sekunden."
Fritz Novotny (1997), zitiert nach: Günther, Bernhard (1997) (Hg.): Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: music information center austria, S. 791.
Auszeichnungen
1970 Theodor Körner Fonds Förderungspreis
1971 Wiener Kunstfonds der Zentralsparkasse Wien Wiener Kunstfonds: Preis
Ausbildung
privater Musikunterricht
Tätigkeiten
1957 - 1965 Collagen, Lesungen, Instrumentalimprovisationen, aufgeführt in Rolf Schwendters Freundeskreis, Privatwohnungen und in diversen Kulturzentren
1965 Mitbegründer der "Danube Art Group"
1965 - 2002 40 LPs/CDs, 320 Tonbänder/MCs und ca. 40 Filme/Videos
1965 - 2002 durch Gruppen bestimmt, wie Nature Music Ensemble, Three Motions, Wide Fields, Clan, World, Music Orchestra, X Perimental und Solisten wie die Trompeter/Posaunisten Don Cherry, Ambrose Jackson, Clifford Thornton, die Saxophonisten Anthony Braxton, Jack R. Monterose, Jim Pepper, die Pianisten Carla Bley, Burton Greene, den Oudsolisten Rabih Abou Khalil, den Sitarsolisten Ram Chanrda Mistry, die Bassisten Kent Carter, Barre Phillips, die Schlagzeuger Andrew Cyrille, Louis Moholo, Sunny Murray und die Vokalistinnen Leena Conquest, Sainkho Namtchylak, Linda Sharrock
diverse Festivals für Neue Musik und Jazz
Seminare für freie Improvisation
TV-Produktionen
Zuwendung zur Neuen komponierten Musik erfolgte außer in der Reform Art Unit noch in den Gruppen Euro Free Music Orchestra, Improvising Orchestra Tasten, Acting, Heute und Solisten/Komponisten wie die Vokalistinnen Francoise Guiguet, Margarete Jungen, Anna Maria Pammer, den Trompeter Sepp Mitterbauer, die Multiinstrumentalisten Walter M. Malli und Fritz Novotny, die Harfinistin Monika Stadler, die Multi-Tasteninstrumentalisten Bruno Liberda, Gösta Neuwirth, Giselher Smekal, Niko Polymenakos, die Violinisten Paul Fields, Mia Zabelka, der Gambist Karkl Wilhelm Krbavac und viele andere
Aufträge (Auswahl)
Stadt Wien
Steirischer Herbst
Aufträge für TV-Produktionen
Aufführungen (Auswahl)
regelmäßig bei nationalen und internationalen zeitgenössischen Musikfesten
Literatur
1979 Goertz, Harald (Hg.): NOVOTNY, FRITZ. In: Österreichische Komponisten der Gegenwart. Wien: Doblinger, S. 66.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): NOVOTNY Fritz. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 790–794.
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 30. 10. 2024): Biografie Fritz Novotny. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/61040 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).